Informationen zur medizinischen Versorgung in der Republik Moldau 2022

Allgemeines zur Gesundheitsversorgung

Das Gesundheitssystem der Republik Moldau ist nach den Grundsätzen des allgemeinen Zugangs zur medizinischen Grundversorgung sowie der Gleichheit und Solidarität bei der Finanzierung des Gesundheitswesens organisiert; es wird sowohl vom Staat als auch von Bürgern und Bürgerinnen über die gesetzliche Krankenversicherung finanziert. Das Gesundheitssystem umfasst eine Mischung aus öffentlichen und privaten medizinischen Einrichtungen sowie öffentlichen Einrichtungen und Behörden, die an der Bereitstellung, Finanzierung, Regulierung und Verwaltung von Gesundheitsdiensten beteiligt sind. Öffentliche medizinische Einrichtungen der primären und sekundären Ebene erbringen Dienstleistungen für die Gemeinschaft und gehören zu den lokalen öffentlichen Behörden. In jedem Bezirk gibt es auch Anbieter von Notfalldiensten (Ambulanzdienste), die dem Gesundheitsministerium unterstehen. Medizinische Einrichtungen der Tertiärstufe bieten spezialisierte und hochspezialisierte medizinische Versorgung für die gesamte Bevölkerung; fast alle dieser tertiären Einrichtungen befinden sich in Chisinau und gehören zum Gesundheitsministerium. Bei den öffentlichen medizinischen Einrichtungen handelt es sich um autonome, sich selbst finanzierende gemeinnützige Organisationen, die von der Nationalen Krankenversicherungsgesellschaft (NHIC; Compania Natională de Asigurări în Medicină) direkt mit der Erbringung medizinischer Leistungen im Rahmen der MHI beauftragt werden.

Einige Gesundheitsdienste werden vom privaten Sektor erbracht, und private Gesundheitsdienstleister können von der NHIC unter Vertrag genommen werden. Eine beträchtliche Anzahl von parallelen Gesundheitsdiensten wird auch von öffentlichen medizinischen Einrichtungen erbracht, die zu anderen Regierungszweigen gehören, die aus dem Staatshaushalt über die jeweiligen Ministerien finanziert werden, aber auch Verträge mit dem NHIC abschließen können. Die Republik Moldau hat ein umfangreiches Gesundheitssystem nach dem so genannten Semashko-Prinzip, mit zahlreichen Einrichtungen und medizinischem Personal geerbt. Die Infrastruktur wurde erheblich reduziert, aber es gibt immer noch ein Überangebot an Betten und Krankenhäusern in der Hauptstadt Chisinau. Das Fortbestehen zahlreicher Einrichtungen in parallelen Gesundheitssystemen, die anderen Regierungsstrukturen als dem Gesundheitsministerium unterstehen, stellt ebenfalls eine Herausforderung für die Rationalisierung des Krankenhausbestands dar. In die sekundäre und tertiäre Gesundheitsversorgung wurde nur wenig investiert. In der Hauptstadt sind hochtechnische Geräte vorhanden, aber die alltäglichen medizinischen Geräte mit niedrigem technischem Standard sind inzwischen recht alt, insbesondere in den Distriktkrankenhäusern. In der Primärversorgung, insbesondere auf der Ebene der Gesundheitszentren, wurde mehr investiert. Die Informationstechnologie entwickelt sich. Bis vor kurzem war die strategische Planung der Humanressourcen keine Priorität, insbesondere unmittelbar nach der Unabhängigkeit, da so viele Mediziner/ -innen und medizinische Fachkräfte aus dem Semashko-System übernommen worden waren. Die berufliche Mobilität hat jedoch dazu geführt, dass viele Ärzte und Krankenschwestern auf der Suche nach besserer Bezahlung und besseren Bedingungen die Medizin und oft auch das Land verlassen haben. Dies hat in bestimmten Bereichen zu Defiziten geführt, so dass die Planung des Personals heute eines der dringlichsten Probleme des Gesundheitssystems ist. Es gibt jetzt einen Mangel an Gesundheitspersonal. Der Personalmangel in den ländlichen Gebieten wirkt sich auf den Zugang der abgelegenen Landbevölkerung zu den Diensten aus; das Problem des Mangels betrifft jedoch nicht nur die absolute Zahl der Ärzte, sondern auch ihr Leistungsspektrum.

Medizinische Einrichtungen

Die Republik Moldau hat bei der Neuausrichtung des Gesundheitssystems auf die Primärversorgung beachtliche Erfolge erzielt, und das Primärversorgungssystem funktioniert vollständig auf der Grundlage der Familienmedizin. In ländlichen Gebieten wird die Primärversorgung von Hausarztpraxen und Gesundheitszentren erbracht, in städtischen Gebieten von großen Familiengesundheitszentren (früher Polikliniken). Alle Ärzte, die in der Primärversorgung tätig sind, praktizieren Familienmedizin, und die kleinen Fachärzte, die früher in den Polikliniken arbeiteten, sind jetzt an Krankenhäuser angeschlossen, auch wenn sie immer noch im gleichen Gebäude wie die Hausärzte arbeiten. Die Art und Weise, wie die Leistungen über das MHI-System eingekauft werden, bedeutet, dass die Hausärzte für die versicherten Patient/ -innen als echte Türsteher zu den fachärztlichen und stationären Leistungen fungieren. Die stationäre Versorgung erfolgt auf Gemeinde- und Bezirksebene (Sekundärversorgung) sowie auf Republiksebene (Tertiärversorgung). Hochspezialisierte tertiäre Dienste sind in Chisinau konzentriert. Der Patient/ die Patientin kann den Hausarzt und das Krankenhaus frei wählen.

Medikamente und Kosten

Der Zugang zu Notfall- und Erst-versorgung ist unabhängig vom Versicherungsstatus gewährleistet, ebenso wie Leistungen im Zusammenhang mit HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen, Tuberkulose und Impfungen. Das im Rahmen der MHI verfügbare Leistungspaket deckt spezialisierte ambulante und stationäre Behandlungen sowie eine sehr begrenzte Auswahl an Medikamenten ab. Für Menschen ohne Versicherungsschutz werden diese Leistungen in voller Höhe als so genannte OOP-Zahlungen übernommen. Die OOP-Zahlungen setzen sich aus informellen Zahlungen und Direktzahlungen zusammen; es gibt keine offiziellen Gebühren oder Zuzahlungen für Leistungen, die unter MHI abgedeckt sind, obwohl es eine gestaffelte Skala von Zuzahlungen für alle abgedeckten Medikamente gibt. Informelle Zahlungen werden auf fast allen Leistungsebenen erbracht, sind aber bei der stationären Versorgung viel weiter verbreitet; die Schwere der Erkrankung spiegelt sich in der Höhe der informellen Zahlungen wider. Das Gesundheitsministerium ist bemüht, die informellen Zahlungen im System zu reduzieren, und man hofft, dass die Erhöhung der Gehälter des Gesundheitspersonals sowie die Einführung leistungsbezogener Zahlungsmechanismen zusammen mit einer Verbesserung der Transparenz durch externe Audits dazu beitragen werden, dieses Ziel zu erreichen. Die Bündelung von Lohn- und Haushaltsabgaben in einem einzigen Pool hat zu mehr Gleichheit und Solidarität im System geführt. Ein universeller Versicherungsschutz für alle wurde jedoch nicht erreicht. Wie es bei versicherungsbasierten Systemen immer der Fall ist, ist ein Teil der Bevölkerung (20,3 % der Wohnbevölkerung der Republik Moldau war 2011 nicht versichert) nicht versichert. Bei den Nichtversicherten handelt es sich meist um selbständige Landarbeiter/-innen oder informell Beschäftigte in städtischen Gebieten. Die Nichtversicherten haben oft auch ein geringes Einkommen. Seit 2010 erhalten Haushalte, die unter der Armutsgrenze liegen, automatisch eine MHI-Versicherung. Dies kann die Gerechtigkeit im System jedoch nur begrenzt verbessern, da 73,1 Prozent aller OOP-Zahlungen im Jahr 2010 auf Arzneimittel entfielen. Die Liste der Medikamente hingegen, die über die MHI erstattet werden können, ist extrem begrenzt, damit die finanzielle Nachhaltigkeit des MHI-Systems erhalten bleibt.

Verfügbarkeit und Kosten

Notfallversorgung, Besuche bei der Primärversorgung, Arzneimittel für ausgewählte Krankheiten und stationäre Versorgung für Menschen mit bestimmten Krankheiten, einschließlich COVID-19, stehen der gesamten Bevölkerung unabhängig vom Versicherungsstatus zur Verfügung. Für Versicherte ist das Leistungspaket relativ breit gefächert und umfasst verschriebene ambulante Arzneimittel (die Liste wird jährlich vom Gesundheitsministerium genehmigt), ambulante und stationäre Versorgung (einschließlich stationärer Arzneimittel), zahnärztliche Notfallversorgung und ein begrenztes Angebot an zahnärztlichen Leistungen für schwangere Frauen und Kinder unter 18 Jahren. Die Versicherten müssen bei ambulanten verschreibungspflichtigen Arzneimitteln eine Zuzahlung leisten (prozentuale Zuzahlungen von 30 %, 50 % und 70 % im Jahr 2021, wobei bestimmte Kategorien von Arzneimitteln oder Personen von der Zahlung befreit sind) und den vollen Preis für zahnärztliche Behandlungen und Materialien zahlen. Ambulante fachärztliche Versorgung und stationäre Behandlung sind auf Überweisung des Hausarztes/ der Hausärztin kostenlos. Nicht versicherte Personen zahlen die vollen Kosten für elektive stationäre Behandlungen aus eigener Tasche. Die weit verbreiteten informellen Zahlungen, insbesondere in Krankenhäusern, behindern jedoch nach wie vor den Zugang zu Gesundheitsdiensten und führen zu finanziellen Härtefällen.

Allgemeine Informationen zu COVID-19

Alle Verdachtsfälle einer Infektion mit dem SARS-COV-2-Virus werden getestet, um die Diagnose COVID-19 zu bestätigen. Ungeimpfte Personen, die engen direkten Kontakt mit der Person hatte, bei der COVID-19 bestätigt wurde, wird für einen Zeitraum von 10 Tagen unter Quarantäne gestellt. Während dieses Zeitraums wird der Gesundheitszustand der Person je nach Wohnort vom Hausarzt überwacht. Die Quarantäne kann nach dem 5. Tag aufgehoben werden, wenn die Person keine klinischen Symptome aufweist und einen PCR-Test, COVID-19 oder einen Schnelldiagnosetest Ag SARS CoV-2 mit negativem Ergebnis durchführt. Geimpfte Personen, die engen direkten Kontakt mit der bestätigten Person mit COVID-19 hatten, werden nicht unter Quarantäne gestellt, sondern ihr Gesundheitszustand wird überwacht. Personen, die in den letzten 90 Tagen erkrankt sind und keine klinischen Anzeichen zeigen, stehen nicht unter Quarantäne. Bei Erfüllung der Einweisungskriterien werden die Patienten/ Patientinnen an bestimmte medizinische Einrichtungen überwiesen für die Bereitstellung medizinischer Hilfe für COVID-19. Patienten mit asymptomatischen Formen von COVID-19 sind NICHT für eine Behandlung indiziert. Patienten mit symptomatischen Formen von COVID-19, die zu Hause behandelt werden, je nachdem, wo sie sich aufhalten. Die Impfung gegen SARS COV-2 ist kostenlos und wird von Hausarztzentren je nach Wohnort angeboten.

Zugang für Rückkehrende

Voraussetzungen: Die obligatorische Krankenversicherung (MHI) wird durch die Lohnsummenbeiträge von Angestellten und Arbeitgebern gleichermaßen finanziert. Die Angestellten zahlen 7 Prozent ihres Gehalts, die Arbeitgeber/ -innen 3,5 Prozent. Die nicht erwerbstätige Bevölkerung, z. B. Rentner/ -innen, Student/ -innen und Kinder, sind alle in der NHIC versichert. Selbstständige oder Arbeitslose, einschließlich Rückkehrende müssen sich jedes Jahr zu einem festen Preis selbst versichern.

Registrierung: Rückkehrende der Republik Moldau haben die Möglichkeit, die öffentliche medizinische Hilfe des moldauischen Gesundheitswesens in Anspruch zu nehmen. Dazu muss der Gesundheitszustand des/ der Begünstigten von medizinischem Fachpersonal beurteilt und eine offizielle Diagnose gestellt werden, auf deren Grundlage Rückkehrende zur weiteren Behandlung an ein spezialisiertes Krankenhaus überwiesen wird.

Erforderliche Dokumente: Um sich bei den öffentlichen Gesundheitsdiensten der Republik Moldau anzumelden, müssen Rückkehrende der Nationalen Krankenversicherungsagentur eine Kopie des Personalausweises vorlegen, den Status überprüfen und die obligatorische (nationale) Krankenversicherung aktivieren.

Personen mit einem zugewiesenen Status der Behinderung, Kinder oder Personen im Rentenalter können eine kostenlose Krankenversicherung abschließen. Nachdem der Patient/ die Patientin für die Krankenversicherung bezahlt hat oder der Status der Behinderung bestätigt wurde, dauert es bis zu 2 Wochen, bis die Krankenversicherung aktiviert wird. Andernfalls müssen Patienten/ Patientinnen für die Anmeldung zur Krankenversicherung ca. 4.500 MDL pro Jahr zahlen. Gestrandete Migrant/ -innen, Opfer von Menschenhandel und häuslicher Gewalt werden nicht in das MHI-Programm aufgenommen. In dieser Hinsicht ist in erster Linie eine Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens erforderlich, der die kostenlose Bereitstellung von sozialmedizinischen Diensten und Rechtsschutz gewährleisten würde. Dies bezieht sich weitgehend auf die Verbesserung des Rechtsstatus des Nationalen Einweisungsmechanismus und die Bereitstellung einer vorübergehenden kostenlosen Deckung durch die Nationale Krankenversicherung, die ihren dringenden gesundheitlichen Bedürfnissen Rechnung trägt. Nach ihrer Rückkehr in die Republik Moldau können die Rückkehrer unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Religion, ihrem Geschlecht, ihrem Alter und ihrem sozialen Status psychologische, medizinische, soziale und rechtliche Unterstützung sowie Berufsberatung in Anspruch nehmen. Benötigt der/ die Rückkehrende dringende Hilfe bei der Unterbringung, rechtlichen, medizinischen, psychologischen oder sozialen Unterstützung, kann er/ sie sich an die Generaldirektion für Sozialhilfe des Gesundheitsministeriums wenden. Anschrift: Chisinau, str. Bucureşti, 53, Tel: +373 (022) 22-34-59. Anschließend werden Rückkehrende an den Notpflegedienst für repatriierte/zurückgekehrte Migrant/-innen in Not und Personen in Krisensituationen des Republikanischen Asyls für Menschen mit Behinderung und Rentner/ -innen verwiesen.

Benötigen Rückkehrende psychologische Hilfe, sollten sie sich an die kostenlosen psychologischen Beratungs- und Betreuungsstellen wenden, die im Rahmen der Zentren für Allgemeinmedizin in den Polikliniken des Bezirks je nach Wohnort eingerichtet wurden. Im Falle einer Erkrankung sollten sich Rückkehrende auch an den/ die Hausarzt/ -in am Wohnort wenden, der/ die ihn/ sie an die zuständigen Mediziner/ -innen überweisen wird. Rückkehrende sollten sich an den Sozialberatenden am Wohnort wenden, um soziale Unterstützung und Beratung für die soziale Wiedereingliederung zu erhalten. Sind Rückkehrende ein Opfer des Menschenhandels im Ausland oder in der Republik Moldau geworden oder befinden sie sich zu Hause in einer gefährlichen Situation oder sind Opfer von Gewalt in der Familie, sollten sie sich an die unten aufgeführten Zentren wenden, um eine Unterbringung und Verpflegung sowie medizinische, soziale, psychologische und rechtliche Unterstützung zu erhalten:

• Zentrum für die Unterstützung und den Schutz von Opfern und potenziellen Opfern des Menschenhandels (CAP), Tel: +373 22 727274 / 735485. E-Mail: coordonator.snr@msmps.gov.md