Das Leben nach der Rückkehr: Langfristige Reintegration nach der geförderten Ausreise aus Deutschland

04 April 2023

Foto: IOM / Beyond Borders Media 2022 Foto: IOM / Beyond Borders Media 2022

Berlin – In einer umfassenden Studie hat das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gemeinsam mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) die Rückkehr- und Reintegrationserfahrungen von fast eintausend Rückkehrenden, die durch das Programm StarthilfePlus unterstützt wurden, untersucht. Die Ergebnisse der Studie bieten wertvolle Einblicke für evidenzbasierte Strategien und Handlungsrahmen für eine sichere Rückkehr und Reintegration in Würde, im Einklang mit den Richtlinien der Vereinten Nationen.

Um einen tiefergehenden Einblick in die längerfristigen Reintegrationserfahrungen der Rückkehrenden zu erhalten, wurden zwei aufeinander folgende Befragungen mit Rückkehrenden in neun Ländern durchgeführt. Die erste Befragung fand etwa acht Monate und die zweite etwa drei Jahre nach der Rückkehr statt. In Armenien, Irak und Libanon wurden zusätzlich vertiefende Leitfadeninterviews mit zurückgekehrten Frauen geführt, um ihre Situation und Erfahrungen am Rückkehrort besser zu verstehen.

Hohe Zufriedenheit mit dem StarthilfePlus Programm

Drei Jahre nach der Rückkehr sind 85 % der Befragten mit der erhaltenen Unterstützung zufrieden. Im Rahmen des Programms erhielten die an der Studie teilnehmenden Rückkehrenden finanzielle Unterstützung in Form von zwei Raten: vor der Ausreise und etwa ein halbes Jahr danach. Die finanzielle Förderung hat den Vorteil, dass sie flexibel und entsprechend den individuellen Reintegrationsbedarfen genutzt werden kann. Die Befragten schätzen dies und bewerten die finanzielle Unterstützung mehrheitlich als wichtig. Das erhaltene Geld war insbesondere für die Deckung des täglichen Bedarfs sowie für Wohnen und die medizinische Versorgung wichtig.

Dennoch geben die Befragten an, dass sie über die bereits erhaltene Förderung hinaus weitere Unterstützung benötigen. Neben der finanziellen Unterstützung erachten die Befragten auch sachbezogene Leistungen, bspw. bei der Suche nach einer einkommensgenerierenden Beschäftigung, als hilfreich. Die derzeitige Ausrichtung des StarthilfePlus Programms mit finanziellen und sachbezogenen Komponenten trägt dazu bei, den Bedarfen der Rückkehrenden gerecht zu werden.

Die Reintegration verbessert sich im Zeitverlauf, aber es bleiben Herausforderungen

Im Zeitverlauf beziehen immer mehr Rückkehrende im erwerbsfähigen Alter Einkommen aus Beschäftigung. Drei Jahre nach der Rückkehr ist der Anteil auf 64 % gestiegen. Dies ist ein Anstieg von über 20 Prozentpunkten im Vergleich zu den Berufstätigen zum Zeitpunkt der Erstbefragung. Eine große Mehrheit der Rückkehrenden ist auch mit den Beziehungen zu Familie, Freundinnen und Freunden in den letzten Jahren zufrieden.

Trotz dieser Entwicklungen berichten die Befragten weiterhin von unterschiedlichen Herausforderungen. Zum Beispiel reicht das Einkommen häufig nicht aus, um den täglichen Bedarf für sich und die Familie zu decken. In einigen Ländern hat die Zufriedenheit mit der Sicherheitslage im Zeitverlauf abgenommen. Zudem haben viele Befragte wenig Vertrauen in die staatlichen Strukturen, und die Rückkehrenden haben nicht überall Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen.

Frauen erfahren spezifische Reintegrationshürden

Rund 38 % der befragten Frauen und 75 % der befragten Männer gehen einer einkommensgenerierenden Beschäftigung nach. In den vertiefenden Interviews äußern die meisten Frauen jedoch den Wunsch nach einem eigenständig erwirtschafteten Einkommen. Allerdings erfahren sie höhere Zugangsbarrieren zum Arbeitsmarkt.

„Gott, das Wichtigste für mich wäre, arbeiten zu können: eine Arbeit zu haben, auf die ich mich stützen kann. Ich hätte gerne einen Schneiderladen. Einen Laden!”

Insgesamt zeigt die Studie, dass Frauen ein großes Interesse an der Verbesserung ihrer Lebensbedingungen haben. Dies zeigt, dass das Reintegrationspotential von Rückkehrerinnen in Rückkehr- und Reintegrationsprogrammen besonders berücksichtigt werden sollte.

Der vollständige Bericht ist hier verfügbar.