Freiwillige Rückkehr: Was sind die Hauptgründe für die Rückkehr von Menschen aus Deutschland in ihre Herkunftsländer?

08 October 2024

Photo: Jerry DE MARS © International Organization for Migration 2022Foto: Jerry DE MARS © Internationale Organisation für Migration 2022

Für viele Menschen mag es überraschend sein, dass sich Menschen dazu entschließen, das Land, in das sie eingewandert sind, freiwillig zu verlassen. Die Realität für Migrantinnen und Migranten ist jedoch, dass nicht alle Asyl- oder Aufenthaltsanträge genehmigt werden, so dass viele in eine Situation geraten, in der sie die Ausreise aus Deutschland in Betracht ziehen müssen. Dies ist nur ein Grund, warum sich allein im Jahr 2023 insgesamt 10.762 Menschen dazu entschlossen haben, Deutschland über das staatlich geförderte Programm REAG/GARP zu verlassen. Im Jahr 2022 lag die Zahl noch bei 7.877.

Für viele Rückkehrerinnen und Rückkehrer ist der erste Schritt das Gespräch mit einer Rückkehrberaterin oder einem Rückkehrberater in einer der über 900 Rückkehrberatungsstellen in Deutschland. Diese Beratenden haben die Aufgabe, Menschen, die über eine Rückkehr in ihr Herkunftsland nachdenken, mit Informationen zu versorgen, damit sie eine fundierte Entscheidung treffen können.

Diese Entscheidung fällt selten leicht, da viele Migrantinnen und Migranten erhebliche Entbehrungen auf sich genommen haben, um nach Deutschland zu kommen. Zusammen mit ihren Familien haben sie große finanzielle Investitionen getätigt, um überhaupt nach Deutschland zu kommen. In einigen Fällen kann die Entscheidung für die Rückkehr auch bedeuten, den Traum vom Erfolg in einem fremden Land aufzugeben. Doch trotz der Schwierigkeit dieser Entscheidung entscheiden sich viele für die freiwillige Rückkehr als eine sichere, würdige und unterstützte Alternative.

Musa, ein Rückkehrer aus Deutschland nach Gambia, sagt über seine Erfahrungen: „Man kann nicht in einem Land bleiben, in dem man keine Dokumente hat und nicht arbeiten kann. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich zurückgekommen bin.“ Im Rahmen eines Programms zur freiwilligen Rückkehr erhielt Musa Beratung und Unterstützung, um schließlich nach Gambia zurückzukehren. Auf der Grundlage seiner in Deutschland erworbenen Fähigkeiten und Kontakte arbeitet Musa jetzt als Taxifahrer. Bald will er in die Viehwirtschaft einsteigen, um seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie zu sichern.

Wie in Musas Fall entscheiden sich manche Menschen auch für eine Rückkehr in ihr Herkunftsland, weil sie in der Nähe ihrer Familie sein wollen. In Deutschland leben sie vielleicht zum ersten Mal außerhalb des Familienhauses und ihrer vertrauten Umgebung. Viele vermissen die Wärme und Geborgenheit im Kreise ihrer Lieben. In anderen Fällen entstehen Verantwortungsgefühle, wenn Migrantinnen und Migranten in Deutschland erfahren, dass ihre Eltern oder andere Familienmitglieder in der Heimat erkrankt oder verstorben sind. Der Plan, in einem neuen Land neu anzufangen, kollidiert mit dem Wunsch, bei geliebten Menschen zu sein.

Manchmal kehren Menschen zurück, weil sie in ihren Herkunftsländern eine Familie gründen wollen. Jovid, ein Rückkehrer nach Tadschikistan, erzählte: „Ich hatte den Wunsch zu bleiben, aber die Familie spielt eine wichtige Rolle im Leben eines Menschen, also wollte ich zurückkehren und meine Verwandten sehen. Ich kehrte zurück, sah meine Familie und war froh, dass ich zurückgekehrt war. Außerdem habe ich geheiratet.“

Eine weitere wichtige Untergruppe unter den freiwilligen Rückkehrenden sind ältere Menschen. Viele ältere Migranten, die in Deutschland leben, beschließen, ihren Ruhestand in ihren Herkunftsländern zu verbringen. Andere möchten ihre verbleibende Zeit im Kreise ihrer Lieben verbringen. Für Menschen mit besonderen medizinischen Bedürfnissen sind Rückkehrberatungen der erste Schritt, um sicherzustellen, dass in den Herkunftsländern eine angemessene medizinische Versorgung zur Verfügung steht, bevor eine Rückkehr organisiert wird. Für Menschen mit medizinischen Bedürfnissen können auch spezielle Transport- und Unterstützungsleistungen erbracht werden.

„Ich habe meine Heimat sehr vermisst“, sagt Nana, eine Rückkehrerin nach Georgien. Nana kam im Dezember 2017 nach Deutschland und entschied sich drei Jahre später, über ein freiwilliges Rückkehrprogramm zurückzukehren. „Es ist schwierig, in meinem Alter allein zu sein, dazu kommt, dass ich krank bin.“ Zusätzlich zu den Gefühlen der Einsamkeit kämpfte Nana damit, Deutsch zu lernen und, in ihren eigenen Worten, „richtig zu kommunizieren und sich in die Gesellschaft zu integrieren.“

Für einige Menschen war ihr Aufenthalt in Deutschland nie als dauerhaft gedacht. Während ihrer gesamten Migrationsreise beobachten sie die Situation in ihrem Herkunftsland und warten darauf, dass sich die Bedingungen verbessern. Sobald dies der Fall ist, entscheiden sich viele Menschen für eine Rückkehr.

Ein weiterer Faktor, der die Entscheidung von Migrantinnen und Migranten beeinflusst, in Deutschland zu bleiben, ist das Gefühl, das sie im Land haben. Der Aufbau einer soliden Gemeinschaft kann einige der Schwierigkeiten, mit denen sie während der Migration konfrontiert sind, lindern. Einige Gründe, die die Entscheidung der Menschen zur Rückkehr beeinflussen, lassen sich jedoch nicht ändern. So nennen einige Menschen sogar das Klima in Deutschland als einen Faktor, der ihre Entscheidung zur Rückkehr beeinflusst.

Gelegentlich kann das Gefühl, von der Gemeinschaft abgekoppelt zu sein, mit ernsteren psychischen Problemen verbunden sein, die die Herausforderungen der Migration und der Integration in ein neues Land noch verschärfen können (wenn dies auf Sie zutrifft, gibt es Unterstützung, z. B. von Ipso). Für Black, Indigenous, and People of Color (BiPOC) Migrantinnen und Migranten und Geflüchtete führen wachsende Sorgen über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gelegentlich zu der Entscheidung, Deutschland zu verlassen (wenn Sie Diskriminierung erfahren haben, kann die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Sie unterstützen).

Es gibt unzählige Gründe, warum sich Menschen für eine Rückkehr in ihr Herkunftsland entscheiden, und kein Fall ist wie der andere. Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, über eine freiwillige Rückkehr nachdenken, können Sie sich kostenlos bei einer der über 900 Rückkehrberatungsstellen in Deutschland informieren. Die Rückkehrberatung ist vertraulich, unvoreingenommen und unverbindlich. Die Teilnahme an einer Beratung hat keine Auswirkungen auf Ihren Aufenthaltsstatus oder Ihr Asylverfahren.

Eine Rückkehrberatungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie auf dem Informationsportal zur freiwilligen Rückkehr und Reintegration.

Dieser Artikel wird im Rahmen eines Projekts veröffentlicht, das von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) durchgeführt und vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU (AMIF) und dem deutschen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kofinanziert wird.